Wölfisch für Hundehalter: Beziehung statt Dominanz

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05.10.2010 Manfred Gindle

Über den Wolf und seine Lebensweise gibt es unzählige Mythen und Behauptungen. Günter Bloch und Elli H. Radinger stellen diese „Erkenntnisse“ vor und konfrontieren sie mit den jüngsten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen sowie ihren langjährig durchgeführten Beobachtungen dieser Spezies in freier Wildbahn.

Zu viele „Erkenntnisse“ stammen von eingesperrten Wölfen

Vor allem das unterschiedliche Verhalten von freilebenden Wölfen – hier im Yellowstone Nationalpark sowie im kanadischen Nationalpark Banff – und den in Gehegen gehaltenen Artgenossen wird von den Autoren herausgestellt. Mit zum Teil gravierenden Abweichungen. Leider beruhen viele „Erkenntnisse“ über die Wölfe nur auf Beobachtungen eingesperrter Tiere.

Aber das Buch leistet mehr. Bei allen Unterschieden zwischen Wolf und Hund, gibt es nach Meinung der Autoren zwischen beiden viele Gemeinsamkeiten. Und die Bedeutung der ermittelten wölfischen Verhaltensweisen für den Hundehalter stellen sie jeweils gut nachvollziehbar da.

Kein Hunde-Erziehungsbuch – es geht schlicht um eine bessere Beziehung

Dabei betonen Bloch und Radinger, dass es sich beim vorliegenden Werk nicht um eines der vielen Hundeerziehungsbücher handelt. Ihr Ziel ist,
das Mensch und Hund schlicht eine bessere,
auf Verstehen basierende Beziehung aufbauen können.

Wie ist das zum Beispiel mit den sogenannten Alphatieren, also den Ranghöchsten? Eine Behauptung lautet: „Die Alphas kontrollieren alle Aktionen von rangniedren Tieren.“
Bloch/Radinger sagen: Nein, die haben Besseres zu tun. Daher ihr Rat für den Hundehalter:
Auch er muss zum Beispiel die „durchgeknallten fünf Minuten“ seines Hundes weder kontrollieren noch abstellen.

Ranghohe Wölfe müssen nicht permanent dominieren

Zum Thema Dominanz lautet eine gern genommene Behauptung: „Die ranghohen Wölfe müssen die anderen Familienmitglieder ständig dominieren und disziplinieren,
damit sie ihre Position beweisen und behalten können.“ Zwar scheuen Wölfe, so die Autoren, nicht davor zurück in bestimmten Konfliktsituationen einzugreifen.
Aber im Normalfall sind sie bemüht, eine sozialfreundliche Stimmung in der Familie zu erhalten.

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Mensch und Hund stehen nicht in hierarchischer Beziehung

Für die Beziehung Mensch – Hund, in der es nach Bloch/Radinger ohnehin keine strikt hierarchische soziale Rangordnung gibt, bedeutet dies,
dass ein ständiger Versuch der Dominanz seitens des Menschen weder sinnvoll ist noch zum Ziel führt. Wichtig ist vielmehr die
Vorbildfunktion und Berechenbarkeit des Menschen für den Hund.

Der Aufbau des Buches folgt einem durchgängigen Schema: Auf die Behauptung „Wölfe sind…“ folgt ein „Fakt ist“ und ein Abschnitt „Bedeutung für den Hundehalter“.
Ergänzt werden die einzelnen Kapitel durch Beobachtungen vom bunten und harten Leben freilebender Wölfen in den Nationalparks von Banff und Yellowstone.

Neben allem Inhalt, der sicher auch dem erfahrenen Hundehalter, das eine oder andere Aha-Erlebnis bringt: Die ausgewählten Fotos der Wölfe in ihrer natürlichen Umgebung,
sind ein weiteres, wichtiges Argument für dieses Buch.

Günther Bloch und Elli H. Radinger: Wölfisch für Hundehalter. Von Alpha, Dominanz und anderen populären Irrtümern. Stuttgart 2010. 192 Seiten. Hardcover. Euro 19,95.



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