Nordische Hunderassen
Alle nordischen Rassen zeigen
charakteristische Merkmale, die sie deutlich von anderen Hunderassen
unterscheiden:
Sie gleichen sich vom Aussehen her in Stehohr und über dem Rücken
getragene Rute, durch prächtiges, für arktische Bedingungen
geschaffenes Fell, durch Stärke, Robustheit und Ausdauer.
Alle nordischen Hunde sind
Arbeitstiere, geprägt von der harten Arbeit, die sie in ihrer Heimat
als Helfer bei der Jagd, als Hütehunde, als Zugtiere vor dem
Schlitten leisten. Dies macht sie nicht nur körperlich zu
ausgesprochen robusten, ausdauernden und wetterharten Tieren,
sondern bestimmt auch ihren Charakter ganz entscheidend. Sie sind im
allgemeinen von freundlichem Wesen, dem Menschen von Grund auf
zugetan, doch voller Tatendrang und Arbeitseifer.
Blinder Gehorsam, Drill und
Eintönigkeit ist ihnen verhaßt. Ihr Bewegungsdrang ist kaum zu
bremsen und die meisten nordischen Hunde sind leidenschaftliche
Jäger. ln ihrem angestammten Arbeitsgebiet, also vor dem Schlitten
oder bei der Jagd, sind nordische Hunde zu großen Leistungen bereit
und sie zeigen hier, ausreichendes Training vorausgesetzt, oft ein
hohes Maß an Disziplin und Zuverlässigkeit.
Ansonsten aber nehmen sie es mit
dem Gehorsam nicht sehr genau. Es ist deshalb nur sehr eingeschränkt
möglich, einen nordischen Hund auf dem Feld oder gar im Wald frei
laufen zu lassen. Allerdings gibt es hier von Rasse zu Rasse
deutliche Unterschiede, so daß allgemeine Aussagen nur schwer
möglich sind.
Den klimatischen Verhältnissen in
Mitteleuropa passen sich die nordischen Rassen problemlos an. Man
darf dabei nicht vergessen, daß so gut wie alle Rassen seit vielen
Jahren und Generationen in unseren Breiten gezüchtet werden.
Doch sollte man im Hochsommer keine Leistungen von ihnen verlangen
und im Zwinger immer für ein schattiges Plätzchen sorgen.
Richtig munter allerdings, werden
alle Nordischen erst bei kühleren Temperaturen und in ihrem Element
sind sie natürlich im Winter. Weit problematischer als unser Klima
ist jedoch, daß die nordischen Hunde ganz andere Ansprüche an die
Haltung stellen, als unsere einheimischen, mitteleuropäischen
Hunderassen. Nordische Hunde sollten möglichst im Freien gehalten
werden, und sie sollten vor allen Dingen Gelegenheit zur Arbeit
erhalten. Nur so können auf Dauer ihre Eigenheiten bewahrt werden,
aber auch nur so ist ihr Temperament in geregelte Bahnen zu lenken
und zu ertragen.
Nordische Hunde sind selbständige
Tiere und zeigen eine ungewöhnliche Unabhängigkeit vom Menschen. Sie
respektieren und lieben ihren Herrn - aber nur, wenn er dessen
würdig ist, wenn er unumstritten die Führung des Rudels innehat.
Nordische Hunde kennen keine
bedingungslose Unterordnung unter den Menschen. Da die meisten
nordischen Hunde traditionell zu mehreren gehalten werden, fehlt
ihnen auch die Mentalität der Hunde, die sich in ihren sozialen
Bedürfnissen ganz am Menschen ausgerichtet haben. Der Sozialkontakt
im Hunderudel ist für viele nordischen Hunderassen ebenso wichtig
wie eine positive Bindung an den Menschen.
Aufgrund ihrer verschiedenen
Arbeitsbereiche unterscheidet man zwischen nordischen Jagdhunden,
Hütehunden und Schlittenhunden. Zu den Schlittenhunden zählen die
Rassen Alaskan Malamute, Grönlandhund, Samojede und der Siberian
Husky. Der Canadian Eskimo Dog wird bisher nur vom Canadian Kennel
Club (CKC) als eigene Schlittenhunderasse geführt. Die
Jagdhundrassen, die heute bei uns vertreten sind, stammen aus
Nordeuropa und der ehemaligen Sowjetunion: die Elchhunde, der
Lundehund, Norbottenspets, Finnenspitz, der Karelische Bärenhund,
die Laika-Rassen.
Die Gruppe der Hütehunde bilden die
Rassen Buhund, Schwedischer Lapphund, Västgötaspets (Vallhund),
Finnischer Lapphund (Lapinkoira), Lappländer Rentierhund (Lapinporokoira)
und Islandhund.
Aufgrund ihres gemeinsamen
Herkunftsgebietes Und charakterlicher Besonderheiten faßt man die
nordischen Hunde Japans zu einer eigenen Gruppe zusammen. Sie umfaßt
die Rassen Akita Inu, Nippon Inu, Shiba Inu, Kishu Ken, Shikoku Ken,
Hokkaido-Ken (Ainu-Ken) und Kai Ken.
Herkunftsgebiete und ursprüngliche
Verwendung haben die nordischen Hunderassen geprägt. Sie
unterscheiden sich nicht nur äußerlich, sondern vor allem auch
wesensmäßig voneinander. Diese Eigenarten der Hunde zu erhalten ist
Ziel der Zucht und sollte auch bei der Haltung eines nordischen
Hundes berücksichtigt werden.
Die für die nordischen Rassen so
typischen Charaktermerkmale kommen erst zur vollen Entfaltung, gibt
man den Tieren Gelegenheit zu ausreichender Betätigung, zur Arbeit.
Bei den Schlittenhunden ist dies die sportliche Zugarbeit vor dem
Schlitten, sei es nun im Gespann mit mehreren Hunden, sei es allein
vor der Pulka, dem skandinavischen Hundeschlitten.
Schwieriger ist es bei den
nordischen Jagd- und Hütehunden, da ihnen bei uns nur in den
wenigsten Fällen eine artgemäße Beschäftigung geboten werden kann.
Ihre Zahl ist deshalb bei uns auch bei weitem geringer als die der
Schlittenhunde.
Auf jeden Fall verlangt ein
nordischer Hund einen sportlichen Herrn, der bereit ist, mehr zu
tun, als ihn nur regelmäßig auszuführen. Ein Nordischer, der nicht
im Rahmen seiner Möglichkeiten gefordert wird, der immer
unterbeschäftigt bleibt, wird für seinen Herren und die ganze
Familie schnell zur Plage:
Er wird seine große Energien in
"dumme Gedanken" umsetzen und auf Abenteuer ausgehen, wo sich nur
die Gelegenheit dazu bietet. Und er wird versuchen, selber Chef des
"Rudels" zu werden.
Ob ein nordischer Hund auch ein
guter Hausgenosse wird, hängt weitgehend davon ab, ob sein Herr
genügend Einfühlungsvermögen hat und die natürlichen Bedürfnisse
seines Hundes erkennt und akzeptiert und ob er genügend Konsequenz
besitzt, sich gegen den oft erstaunlich festen Willen seines
Vierbeiners durchzusetzen, ohne ihn dabei zu brechen. Dies ist
sicher keine leichte Aufgabe, aber jeder, der einen nordischen Hund
besitzen möchte, sollte sich über diese Aufgabe im klaren sein und
auch den Willen haben, sie zu erfüllen.
Quelle:
www.dcnh.de